Riedstadts Musikgeschichte ist vielfältiger, als manch einer vielleicht glauben mag. Verbindet man heute damit größtenteils das Wutzdog-Festival am Leeheimer Riedsee, die zweimonatlichen Konzerte in der „Dusch“ des Wolfskehler Bürgerhauses und vielleicht noch die Rockkonzerte in der „Garage“ im Goddelauer Gewerbegebiet, lohnt sich durchaus ein Blick in die Vergangenheit.
Denn in 50 Jahren Popmusik in Riedstadt ist tatsächlich einiges zusammengekommen. Egal ob im „Legère“, in der Discothek „Sounds“ und bei der Riedstadtfete – irgendwo ging immer die Post ab. Im Goddelauer Jugendhaus „WoGo United“ trafen sich jetzt 17 Zeitzeugen zur „musikalischen Zeitreise“ in eine fast schon vergessene Epoche Riedstädter Musikgeschichte.
Bereits in der Vorstellungsrunde wurden alte Erinnerungen wach. „Ich kann mich noch gut erinnern“, erzählte Bernd Metzger, „wie ich damals mit 14 aus dem Fenster vom „Sounds“ geklettert bin, weil vorn die Polizei hereinkam und ich eigentlich noch viel zu jung für den Laden war.“ An manchen Abenden sei die ganze Straße voller geparkter Autos gewesen, fügte ein anderer Besucher hinzu und Peter Bongardts erinnerte sich, dass einmal sogar die Starkenburger Straße bis nach Wolfskehlen hinein zugeparkt war.
Verhindern, dass Wissen verloren geht„Ich bin ehrlich gesagt ziemlich baff, wie viele Leute heute gekommen sind“, freute sich Jugendpfleger Kai Faßnacht im Gespräch mit dem ECHO über die unerwartet große Resonanz. „Wir wollen verhindern, dass Wissen verloren geht“, fügte er hinzu, denn besonders bei den Jugendlichen sei über diese Zeit kaum noch etwas bekannt. Zu unrecht, wie sich zeigte, denn tatsächlich spielten damals mit den „Tramps“, den „Crackers“ oder den Rodgau Monotones einige Kapellen und Gruppen in Riedstadt, die auch heute noch überregional bekannt sind. Als echter Kracher erwies sich jedoch die Nachricht, dass die britischen Prog-Rocker „Yes“ 1969 für zwei Konzerte in der Goddelauer Taverne gastiert hatten.
Das erste Treffen sei zunächst einmal zur Standortbestimmung gedacht, stellte Faßnacht fest. „Was war wo los, wer hat wo gespielt?“, das seien die dringlichsten Fragen, die an diesem Abend beantwortet werden sollten. Denn viele Discotheken und Konzertorte wie etwa der Club Revolution oder die Taverne in Goddelau seien inzwischen abgerissen worden oder würden wie die Tanzbar „Die Quelle“ in Wolfskehlen heute anders genutzt.
So wurde eifrig gesammelt. Manche der „jüngeren“ Teilnehmer hörten mit nicht geringem Erstaunen, dass es bereits ab den frühen fünfziger Jahren „beim Schröder“ auf dem Kühkopf Tanzveranstaltungen gegeben habe, wie Werner Kamenik berichtete. Ab 1964 habe es dann den Beatclub in der Goddelauer „Taverne“ gegeben, fügte Bernd Metzger hinzu, der ein Jahr später in „Beatclub 1965“ und bereits 1966/67 in „Dandy-Saloon“ umbenannt wurde. 1976 eröffnete dann die Diskothek „Sounds“ seine Pforten und zwei Jahre später gab es im November 1978 die erste Riedstadtfete in der Goddelauer Christoph-Bär-Halle.
Auch an das „Legère“, das in den frühen Achtzigern in Erfelden eröffnete, konnten sich viele Teilnehmer noch gut erinnern. „Das war dann dort aber schon etwas feiner“, lautete ein Kommentar dazu.
Was genau als Resultat aus diesem Treffen – und noch hoffentlich vielen weiteren – entstehen wird, ist noch nicht abzusehen, erklärte Kai Faßnacht auf ECHO-Nachfrage. Die nächste Zusammenkunft, zu der alle Musikinteressierten eingeladen sind, wird voraussichtlich am 6. oder 13. Mai sein – erneut im Goddelauer Jugendhaus.